Das Musikfest Bremen brachte allerfeinste Kammermusik ins Ammerland. Quatuor Van Kuijk erfüllt die St.-Nikolai-Kirche in Apen mit himmlischen Streicherklängen.
NWZ-Artikel - Autor Volkmar Stickan vom 22.08.2025, 11:44 Uhr
Apen - Keine andere Kammermusikformation fordert solch eine klare gemeinsame Sprache, solch eine gemeinschaftlich aufeinander abgestimmte Klanggebung und solch eine bis in die kleinsten Nuancen reichende einheitliche Interpretation wie das Streichquartett. Am vergangenen Donnerstag war nun bei einem Konzert des herausragenden französischen Quatuor Van Kuijk im Rahmen des Musikfestes Bremen eindrucksvoll mitzuerleben, warum man hier auch von der „Kammermusikalischen Königsgattung“ spricht.
Dieses Ensemble, dessen Markenzeichen seine leidenschaftliche Energie und seine große entschlossene Herangehensweise ist, glänzt bei aller spontanen Frische mit äußerster Präzision, Virtuosität und souveräner Gestaltung. Und wie die vier sympathischen Herren des Quatuor Van Kuijk den ersten Satz des Streichquartetts Nr.8 e-Moll op. 59 Nr. 2 (Rasumowsky-Quartett) von Ludwig van Beethoven (1770-1827) anlegen, ist jede Bewunderung wert.
Großartig verzahnt
Dieser immer wieder von harten Akkorden unterbrochene großartig ineinander verzahnte Satz wird hier mit einem fesselnden Zug nach vorne, mit großartigen Klangnuancen – von fahl bis überschäumend – und größter Intensität umgesetzt. Aus dem wunderbar intensiven Piano des Molto-Adagio-Satzes lassen die Viola und das Cello (Emmanuel Francois und Anthony Kondo) herrliche Kantilenen erblühen.
Nichts wird vertuscht oder verschwimmt und dieser Satz bezieht seine große Wirkung aus der schon fast analytischen Klarheit dieser Interpretation. Den vom ersten Violinisten Nicolas van Kuijk – in absoluter Geschlossenheit mit Sylvain Favre-Bulle (zweite Violine) - atemberaubend virtuos gespielten Schluss-Satz hört man selten in solcher einer komplexen Geschlossenheit.
Packende Metrik
Im Gegensatz zu diesem ausladend großen Kammermusikwerk von Ludwig van Beethoven besteht der erste Teil dieses Konzertes, der mit „Impressions Parisiennes“ überschrieben ist, aus zusammengestellten Miniaturen französischer Musik. Neben kurzen für Streichquartett bearbeiteten Liedern und Klavierstücken von Francis Poulenc, Gabriel Faure und Maurice Ravel stechen hier ganz besonders die drei Sätze aus der Komposition „Ces Messieurs“ von Baptiste Trotignon (*1974) hervor.
Hierbei handelt es sich um eine Auftragskomposition des Quatuor Van Kuijk mit welcher der von Jazz beeinflusste Baptiste Trotignon eine Würdigung für fünf große französischen Komponisten geschrieben hat. Und drei dieser Sätze sind in dieses Programm eingefügt. Der einleitende Satz „Francis“ (Poulenc) glänzt mit packender Metrik, üppigen impressionistischen Klangfarben und großer Dramatik, während der Satz „Gabriel“ (Faure) in unendlich zarten Akkorden dahinschwebt.
Großer Schlussapplaus
Und es ist einer der ganz großen Momente dieses Konzertes, wie dieser Satz an dynamischer Intensität zunimmt, um am Ende mit fast zerbrechlichem Klang in einem Schlussakkord zu münden, der nicht mehr von dieser Welt zu sein scheint. Mit dem Satz „Maurice“ (Ravel) schließt dieser erste Teil. Diese drei zwischen den Werken der französischen Komponisten eingefügten Sätze von Baptiste Trotignon umschließen und verbinden den ersten Teil zu einer Einheit, aber erweitern ihn auch rhythmisch klanglich und dynamisch. Und mit Gabriel Faures „Berceuse“ als Zugabe schließt sich nach dem großen Schlussapplaus für das Beethoven-Quartett dann auch wieder der Kreis zu den „Impressions Parisiennes“.
Quelle: www.nwzonline.de/apen/