Andacht und Geistreiches

Ammerländer Impulse - Wöchentliche Gedanken zur Zeit

Vergleiche

 

 

Ein Mensch sitzt vorm Kamin und denkt über sein Leben nach. Was gewesen ist. Wo er jetzt steht. Was er sich erarbeitet hat. Aber auch: Was ihm Gutes geschehen ist. Was ihm an Fügung widerfahren ist. Was ihm geschenkt wurde. Und das ist viel.

Der Mensch ist dankbar. Und er spürt es in sich. Wie gut sich letztlich alles doch gefügt hat, dass er zurückblicken kann auf ein gelungenes Leben - und auf die Annehmlichkeiten, die es jetzt für ihn bereithält. Das bewegt ihn.

Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Deshalb spricht er Gott an und sagt: „Danke. Danke für diesen Weg. Dass du mich sicher geführt und geleitet hast, dass ich nicht auf Abwege geraten bin. Dass ich hier angekommen und nicht falsch abgebogen bin. Aus mir hätte unter anderen Bedingungen ja auch was ganz anderes werden können: Ein Getriebener, Griesgrämiger, Heuchler; oder vielleicht ein Bettler oder Verbrecher. Dass du mich diesen Weg geführt hast und nicht einen anderen: Dafür danke ich dir, Gott, aus meinem tiefsten Herzen.“

Ganz woanders an einem anderen Kamin ein anderer Mensch: Dem kommen ganz andere Dinge in den Sinn. Momente, in denen er versagt hat. Momente, in denen er einen falschen Weg eingeschlagen hat, in denen er Mist gemacht hat. Momente, die er bereut. Tief bereut. Auch er ist bewegt davon, hält sich die Versäumnisse vor. Und sagt zu Gott: „Verzeih mir. Wie konnte ich nur? Meine Schuld lastet auf mir. Es tut mir so leid, was ich getan habe. Gibt es noch einen Weg da raus, dann zeige ihn mir. Bitte! Und ich will tun, was ich kann, um zu heilen, was ich zerbrochen habe.“

Eine solche Geschichte gibt es in Lukas 18, dem heutigen Evangelium. Der Dank­bare ist dort ein Pharisäer, der Geknickte ein Zöllner, der im Tempel vor Gott seine Scham zusammenfasst in dem Satz: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ Und über diesen Zweiten sagt Jesus: “Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener.“

Klare Sache, wie es scheint. Wer das Gelungene sieht, seinen Weg damit als besser und sich damit als was Besseres sieht, ist auf dem Holzweg. Wer dagegen seine Fehler einsieht und bekennt, geht gerechtfertigt in sein Haus. Und da ist auch was dran. Vielleicht sollten wir tatsächlich öfter mal unser Versagen vor Gott bringen.

Und dennoch: so schwarz-weiß ist die Welt doch gar nicht! Wir kennen doch auch beide Seiten an uns. Und nur weil ich dankbar bin, sehe ich mich nicht gleich als was Besseres an (wobei, wenn ich ehrlich bin, manchmal vielleicht schon …).

Doch Vorsicht: Wer sich jetzt besser fühlt, weil er seine Schuldgefühle eingesteht, tut letztlich nichts anderes, als sich zu überheben. Die Lösung liegt nicht darin, sich selbst zu geißeln. Sondern darin, Schluss zu machen mit allem Vergleichen.

Besser und schlechter als andere sind wir sowieso alle, kommt nur auf den Bereich an. „An die eigene Nase fassen“, sagt der Volksmund. Und das dann in Gottes Hand legen, sagt unser Text.

Dann wird klar, wie wenig die eigenen „Errungenschaften“ im Angesicht Gottes zählen. Dass wir eigentlich gar nichts vorzuweisen haben, uns stattdessen ganz ver-lassen können - auf Gott. Bei ihm ist niemand besser oder schlechter, sondern alle gleich bedürftig - und gleich geliebt!

Denn Gott nimmt jeden Menschen so, wie er ist. Und er nimmt ihn darin an. Wer das erlebt, wirklich angenommen zu sein, kann Schwächen bekennen und zugleich dankbar sein. Und wenn das dann auch noch auf andere abfärbt - das Annehmen -, um so besser…                                                                         AMEN

Tessen v. Kameke, Schulpfarrer an der BBS Wechloy

Was gut tut.

 

 

 „Gute Nachricht“ lautet die Übersetzung des griechischen Wortes „Evangelium“. Ich glaube: Wir brauchen gute Nachrichten. Wir brauchen sie mehr, als wir oft meinen. 

Doch oft sieht es anders aus, liest es sich anders, klingt es anders. Schlechte Nachrichten verkaufen sich besser. Sie bleiben in Erinnerung. Sie werden eher weiter getragen und befriedigen das Interesse der Menschen. Kürzlich sah ich eine Nachrichtensendung und in den 15 Minuten gab es nicht eine gute Nachricht. Mich hat das ganz traurig zurück gelassen. Und ich habe gedacht: Das stimmt nicht. Es kann nicht sein, dass es an diesem einen Tag keine einzige gute Nachricht gab, die es wert gewesen wäre, in den Nachrichten gesendet zu werden. Es gibt doch jeden Tag, den Gott uns schenkt, so viele Nachrichten, die es verdient haben, gehört zu werden, gesehen und gedruckt zu werden. 

In der Bibel gibt es ein Wort, das uns auffordert, solche Nachrichten zu suchen: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen sagt Jesus am Ende des Abschnitts in der Bibel, im Evangelium des Matthäus, in dem es um das Schätzesammeln und Sorgen geht (Mt. 6, 19-34). Es geht darum, das zu suchen, was unserem Leben einen Sinn und eine Richtung gibt. 

Ja, es gibt sehr viel, um das wir uns zurecht sorgen können, manchmal auch müssen: Aber zu viel sorgen lenkt uns ab. Es frisst uns auf. Es lähmt uns und macht uns unzufrieden. Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet. Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheuen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Das ist keine Träumerei, sondern ein Zuspruch. Eine Zu-mutung im positiven Sinn. Denn Mut tut gut. Und es ist auf jeden Fall eine gute Nachricht. 

Diese gute Nachricht hat etwas mit Vertrauen zu tun. Dem Vertrauen, dass mein Leben von Anfang an und bis zum Ende hin aufgehoben und getragen ist von Gott. Nicht die schlechten Nachrichten haben das letzte Wort, sondern die guten. Und wir können diese Nachrichten nicht nur suchen, hören und sehen, so dass uns die Augen aufgehen. Wir können sie auch weitererzählen, teilen und so vermehren, mit Herzen, Mund und Händen, jeden Tag.

Ihr Kreispfarrer Lars Dede, Bad Zwischenahn
 

An der Nordsee

 


Ich liebe die Nordsee und ihre Inseln – und die Geschichten, die dort erzählt werden!

 

Z.B. auf Terschelling. Das ist die Insel der Cranberries, dieser kleinen roten Früchte, die eigentlich aus Nordamerika kommen. Roh sind sie ungenießbar, gekocht dann eine Delikatesse, außerdem entzündungshemmend und gut für die Wundheilung.


Man erzählt sich, dass in einer Novembernacht 1845 ein Sturm aus Nord-West über der Nordsee tobte und ein Insulaner am nächsten Morgen am Strand nach angespülten Schätzen suchte. Was er fand, war ein altes Holzfass. Voller Vorfreude versteckte er es erst mal in den Dünen, denn Fundsachen sind beim Bürgermeister zu melden. Später kehrte er zurück und öffnete es. Voller Vorfreude hatte er mit einem guten Tropfen Hochprozentigem gerechnet. Doch wie enttäuscht war er über das, was er fand: harte rote Beeren, die noch dazu scheußlich schmeckten! Enttäuscht kippte er den Inhalt in die Dünen …… Wo dann, einige Zeit später die Saat aufging. Es wuchsen Cranberry-Sträucher und brachten reiche Ernte.


Heutzutage sind die Cranberries von Terschelling nicht wegzudenken. Sie werden dort jeden Herbst geernet. Ein kleiner Teil wird frisch verkauft. Der größere Teil wird zu leckerer Konfitüre, gut schmeckendem Saft und Kompott verarbeitet. Das Ganze mit ECO-Zertifikat, denn die Pflanzen kennen nichts als Nordsee-Wind, Sand und Sonne.


Einige Touristen kommen im Herbst extra auf die Insel, um zu ernten, was noch übrig ist. Alle sind sich einig: dies ist das „rote Gold“ der Insel! Falls Sie selbst einmal dorthin kommen, überzeugen Sie sich selbst und probieren Sie mal! Und wenn Ihnen die Stürme des Lebens mal etwas vor die Füße spülen, was sie auf den ersten Blick für ungenießbar halten, haben Sie ein wenig Geduld: wer weiß, was für eine goldene Saat bei Ihnen mit der Zeit aufgeht.


Pastorin Meike von Kajdacsy
Westerstede

Freie Zeit für Kinder


Vor ein paar Tagen war es mal wieder soweit:


Politiker*innen verschiedener Parteien mahnten, dass nun aber die Kinder im Vordergrund stehen müssten. Es dürfe nicht sein, dass Urlaube möglich und Geschäfte offen sein dürften, Schulen aber wieder geschlossen würden.


Auch eine Begründung für diese Forderung war zu hören: Die Kinder sind die Wirtschaft von morgen.


Dieser Satz hat mich nahezu fassungslos gemacht!


Wohin ist unsere Gesellschaft gekommen, dass Kindheit vornehmlich unter dem Aspekt ihrer Verwertbarkeit für eine zukünftige Wirtschaftsleistung betrachtet wird? Wo bleibt die Wertschätzung der Kindheit an sich, als einer eigenen, besonderen und nicht wiederholbaren Lebenszeit?


Selbst wenn oben genanntes Beispiel besonders extrem sein sollte, ist mir in den letzten Wochen doch immer wieder aufgefallen, dass Wort ‚Kind‘ oder ‚Jugendliche‘ meist zusammen mit dem Wort ‚Schule‘ genannt wurde. Als ob Kinder und Jugendliche nicht einen Großteil ihrer Zeit außerhalb der Schule verbringen würden. Als ob sie nicht auf soviel mehr verzichten mussten als den Präsenzunterricht. Viele Kinder und Jugendliche hatten über Monate kaum Kontakt zu Freunden und Freundinnen, sie konnten ihre Hobbys nicht ausüben, sie konnten nicht in den Zoo, den Freizeitpark, ins Schwimmbad…


Da kann es ja wohl nicht ernsthaft ein Ausgleich sein, dass es nun auch Lernangebote für die Ferien gibt, damit versäumter Unterrichtsstoff nachgeholt wird.


Ich muss zugeben: Auch in der Bibel ist nicht gerade oft von den Bedürfnissen von Kindern die Rede. Aber neben ein paar anderen Stellen gibt es diese kleine wunderbare Szene, in der Kinder zu Jesus kommen wollen, aber von den Jünger*innen schroff zurückgewiesen werden. Darüber wird Jesus gewaltig wütend und weist die Erwachsenen zurecht: „Lasst die Kinder zu mir kommen, hindert sie nicht, denn für Menschen wie sie ist das Reich Gottes da.“


Das heißt doch wohl: „Ihr als Erwachsene könnt eine Menge von Kindern und Jugendlichen lernen. Sie wissen Dinge, die ihr längst vergessen habt. Sie machen Erfahrungen auf eine Art und Weise, wie ihr es euch nicht mehr traut. Sie nehmen wahr, was sie fühlen, während ihr so viel verdrängt.“


Und weiter sagt Jesus: „Wenn ihr, die Erwachsenen, nicht werdet wie die Kinder, dann werdet ihr nichts vom Reich Gottes erfahren.“


Vielleicht sollten Politiker*innen und Wissenschaftler*innen mal die Kinder und Jugendlichen selbst fragen, was sie eigentlich brauchen und was ihnen jetzt gut tun würde.


Ich wünsche jedenfalls allen Kinder und Jugendlichen unbeschwerte, sonnenreiche, fröhliche Ferien – mit Festen, mit Ausflügen, mit Partys, Badeseebesuchen und was sonst noch alles dazu gehören mag.


Pastorin Wiebke Perzul, Elisabethfehn

Wieder gemeinsam … auf dem kürzesten Weg zur Seele

 

 

Vieles war „vor Corona“ selbstverständlich, wonach wir uns während des Lockdowns gesehnt haben, und wofür wir neu dankbar sind, weil es nun wieder gemeinsam geht:

wieder gemeinsam … ein Familienfest feiern
wieder gemeinsam … gute Gespräche und ein Glas Wein im Freundeskreis genießen
wieder gemeinsam … eine Dienstbesprechung haben und sich mit Kolleg*innen austauschen 
wieder gemeinsam … zur Schule gehen
wieder gemeinsam … durch die Stadt bummeln
wieder gemeinsam … Sport treiben

Ganz besonders froh und dankbar bin ich, dass es in diesen Tagen in unseren Kirchen heißt „wieder gemeinsam … singen und musizieren“:  Viele Gemeinden, Chöre und Instrumentalgruppen im Ammerland und in den anderen Kirchenkreisen im Oldenburger Land musizieren an diesem Sonntag das gleiche Lied „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“. Der gemeinsame Gesang darf zurückkehren in unsere Gottesdienste – das wird an diesem Sonntag vor den Sommerferien kraftvoll, schwungvoll und mit aller gebotenen Achtsamkeit gefeiert. 

Texte der hebräischen Bibel machen darauf aufmerksam, dass Atem, Stimme und die Lebenskraft Gottes eng zusammengehören. Dort sind „Seele“ und „Kehle“ ein und derselbe Begriff und bedeuten auch Vitalität, sprudelnde Lebensenergie, Leidenschaftlichkeit. Im Lied, wenn Seele und Kehle sich äußern, legt die Bibel nahe, kann der Mensch die Gegenwart Gottes ahnen. 

Jeder Mensch kann singen, kann tönen, hat eine Stimme – einzigartig und unverwechselbar. Auch wenn die Stimme in Kindertagen nicht geweckt und genährt wurde oder im Musikunterricht zum Verstummen gebracht wurde  – lässt sich das nachholen. Denn jede Seele kann singen, wenn wir sie den Weg durch die Kehle hindurch finden lassen. Das kostet zunächst ein wenig Mut. Unter der Dusche lässt sich ein Anfang machen. Oder bei einem Waldspaziergang. Vielleicht hilft ein vertrauter Mensch, ein Chor, oder ein Gottesdienst in dem – wieder gemeinsam – gesungen wird und es keine falschen Töne gibt. Es ist ein Abenteuer, die eigene Stimme zu erkunden, singen ist gesund, und es ist ein Weg - vielleicht der kürzeste - zu unserer Seele.

„Das Singen ist die eigentliche Muttersprache des Menschen: dann ist sie die natürlichste und 
einfachste Weise, in der wir ungeteilt da sind und uns ganz mitteilen können – mit all unseren 
Erfahrungen, Empfindungen und Hoffnungen.“ beschreibt es Yehudi Menuhin, „wenn einer aus seiner Seele singt, heilt er zugleich seine innere Welt. Wenn alle aus ihrer Seele 
singen und eins sind in der Musik, heilen sie zugleich auch die äußere Welt.“

Meiner inneren und äußeren Welt tut es gut, wenn alle wieder aus ihrer Seele singen. Dankbar freue ich mich auf gemeinsames Singen und Klingen, Tanzen und Musizieren – auf dem Weg zu mir, zu meinen Mitmenschen und zu Gott:

„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Erde verändert ihr altes Gesicht, 
die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Erde lebt auf und wird licht.“


Prädikantin Meike Bruns, Westerstede
 

Esther im Labyrinth

 

 

In den letzten Wochen haben sich Kinderkirchenmitarbeiterinnen getroffen und miteinander eine „Zeitreise“ für Kinder geplant. Wir werden uns mit der Geschichte, die die Königin Esther erlebt hat, in das alte Persien begeben.

Da ist ein schönes jüdisches Mädchen, gerade sie wird ausgewählt und wird Königin. 
Da ist der König, dem man auf keinen Fall widersprechen darf und dessen Befehle auf jeden Fall befolgt werden müssen. 
Da ist ein Minister, der nicht genug Macht haben kann, der das Eigentum und gleich auch das Leben der Juden nehmen will - Glück, Not, Bedrohung und Rettung durch Klugheit und Mut … alles ist in dieser spannenden Geschichte enthalten.

Ja ABER wo ist denn da Gott? Eine Geschichte in der Bibel und keine Rede von Gott?

Gerade das gefällt mir daran. Also, nicht, dass keine Rede von Gott ist, aber dass wir eben erst einmal genauer hinschauen, uns Gedanken machen, suchen müssen.

Und dann gibt es viele Begebenheiten, wo sich Gott „versteckt“ hat. 
Dass gerade dieses jüdische Mädchen vom König zur Königin gewählt wurde, dass sie in Gefahr kluge Ideen und überhaupt den Mut zum Handeln hat. Ja und dass das Volk Gottes am Ende gerettet war.

Gott war dabei es gab Glück aber eben auch Bedrohung, Not und Lebensgefahr.

Das Bild, mit dem wir den Kindern diese kniffelige Mischung erklären wollen, ist das Labyrinth.
Sackgassen, Umwege und dann doch das Ziel. Und immer, in jedem noch so kleinen Winkel ist Gott dabei. 

Und nur Gott könnte uns verraten, warum er sich dabei auch so versteckt.

Na dann machen wir es eben wie die Kinder:  

Suchen und total freuen wenn uns das Finden gelungen ist.


Diakonin Evelyn Nell
Wiefelstede
 

„Herzlich Willkommen“

 

„Herzlich Willkommen“


sind die ersten Worte, die man als Gast zu hören bekommt, wenn man den Albrechtshof betritt. „Herzlich Willkommen“ kann man auch immer wieder lesen, wenn man mit dem Fahrstuhl in die einzelnen Etagen fährt, wie oben auf dem Foto zu sehen ist.


Herzlich willkommen, fühlt man sich, wenn man dem Hinweis „Suchen Sie einen Stillen Ort“ folgt. Denn dann landet man in der kleinen Martin Luther King Kapelle im Untergeschoß. Hätten Sie gedacht, dass es sich beim Albrechtshof um ein Hotel handelt?


Ja, es ist ein christliches Hotel der Berliner Stadtmission mitten in Berlin, direkt am Bahnhof Friedrichstraße, fünf Minuten zu Fuß ins Regierungsviertel, zum Brandenburger Tor, zum Spreebogen oder auch zum Tiergarten „Herzlich Willkommen“ sind die beiden Worte, in denen das Leitbild der Berliner Stadtmission und damit des Hotels, zusammengefasst sind, die folgendermaßen lauten: „Wir begegnen Menschen und nehmen wahr, was sie brauchen. Wir leben Gemeinschaft, stellen praktische Hilfen bereit und ermutigen dazu, den christlichen Glauben zu entdecken.“


Das Wort „Willkommen“ war bereits im Mittelalter bekannt und wurde „willekomen“ geschrieben. Damals wurde es im folgenden Sinne gebraucht: „Wenn jemand eingeladen war, so ist er nach Willen (=Wunsch) gekommen.“ Wenn also eine Person ein gern gesehener Gast war, über dessen Besuch man sich freute, dann hieß man diese Person willkommen. Das klappt übrigens heute noch genauso und es tut beiden Seiten gut. Dem Gast und den Gastgebenden. Probieren Sie es aus.


Im Albrechtshof pflegt man diese Gastfreundschaft seit 1910. Neben Geschäftsleuten suchten das Haus vor allem durchreisende Familien und allein reisende Frauen gern auf. Während der NS-Zeit fanden dort Treffen des Reichsbruderrates der Bekennenden Kirche statt. In den letzten Monaten des 2. Weltkrieges beherbergte es die Augenklinik der Charité und einen Pharmaziehandel. Während der SED- Herrschaft war es Treffpunkt unzähliger Familien, die durch die deutsche Teilung getrennt waren.

 
Als eines von zwei nicht der staatlichen Reglementierung unterworfenen Häusern war es außerdem der Garant für die Durchführung gesamtdeutscher wie internationaler Kirchentagungen. In diesem Zusammenhang weilten hochangesehene Kirchenvertreter im Haus, unter anderem Martin Luther King, dessen Namen heute die Andachtskapelle trägt.


„Herzlich Willkommen“ fühlte auch ich mich als Städtereisende. Von Anfang an, hatte ich im Albrechtshof ein „Zuhause auf Reisen“. Ich kann es nur weiterempfehlen. Ein Schwesterhotel gibt es in Wittenberg, das Luther-Hotel. Nicht zuletzt unterstützt man mit einer Übernachtung die christlich soziale Arbeit der Berliner Stadtmission, getreu dem Motto: Wohlstand hilft Wohlfahrt. Mit dem Kaffee übrigens auch.

 
Seien Sie herzlich gegrüßt,

Ihre Pfarrerin Ute Thräne, Westerstede
 

Tootles verlorene Murmeln

 


Wir sind unser ganzes Leben auf der Suche nach unseren verlorenen Dingen. Oder Verlorengeglaubtes. Sei es das Kinderspielzeug, das entweder weitergegeben wurde oder beim dritten Umzug auf dem Dachboden wergessen wurde. Sei es das Paradies oder die eigene Unschuld. Bis hin zu dem Verlust geliebter Menschen. Doch was oder wonach genau suchen wir dabei?

Kann etwas verloren sein, dass noch immer in unserem Herzen wohnt?

Ich erinnere mich an mein verlorenes Stofftier aus meiner Kindheit. Der kleine Igel existiert nur noch auf einem Foto und in den Erinnerungen.


Ich erinnere mich auch daran, vieles dadurch verloren zu haben, weil es einfach nicht mehr in meinem Kopf zu finden ist.


Ich bin innerlich zerrissen über den Verlust meines Schwagers, der vergangenes Jahr viel zu früh und viel zu plötzlich von uns gehen musste. Meine Gedanken kreisen um die Erinnerungen an und mit ihm. Aus Angst ihn zu vergessen bzw. ein weiteres Mal zu verlieren.


Ich erinnere mich an den Schmerz meiner Schwester, den ich nicht mal im Geringsten fühlen kann. An meinen zweijährigen Neffen, der diesen Verlust nicht mal begreifen kann. Zumindest nicht nach den kognitiven Maßstäben der Erwachsenen.


Ich erinnere mich an Tootles verlorene Murmeln. Tootles sucht sie sein ganzes Leben lang. Genauso wie er werden wir manchmal für unser Suchen belächelt. Und wir können ebenfalls wie er an dieser Suche verrückt werden. 


Tootles findet seine Murmeln nicht. Peter Pan bringt sie ihm aus dem Nimmerland wieder zurück. Und dann fällt es ihm ein: Er konnte sie nicht finden, weil er sie mit den Erinnerungen seines Kopfes gesucht hat und nicht mit den Erinnerungen seines Herzes.

 
Es kann nichts verloren sein, wenn es in unserem Herzen wohnt. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.


Vikar Florian Schneider
Petersfehn-Friedrichsfehn
 

Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist“ (Lk 19,10)

 

„Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist“ (Lk19,10) Wochenspruch am 3.Sonntag nach Trinitatis

Als Kind war es für mich immer ein ganz besonderes Erlebnis, mit meiner Mutter zum Einkaufen nach Hannover zu fahren. Mit dem Bus ging es aus dem 800-Einwohner-Dorf in die Großstadt. Was es da alles zu sehen und zu erleben gab! So viele Geschäfte, Straßen und Menschen! Wie schnell konnte ich in dem Gedränge verloren gehen. Aber meine Mutter konnte mich immer beruhigen:“ Wenn du mich nicht mehr siehst, bleibst du sofort stehen und wartest. Ich suche dich, und ich finde dich.“ So fühlte ich mich immer ganz sicher, denn ich wusste: Ich gehe nicht verloren. Meine Mutter sucht und findet mich. Bis heute weiß ich, wie sich diese Gewissheit anfühlt, wie sorglos ich auch im größten Gedränge sein konnte.


So, und das glaube ich ganz fest, so ist das auch mit Gott. Er sucht und er findet mich. Ich gehe nicht verloren, wie unübersichtlich und bedrohlich das Leben auch sein mag. Da, wo ich Gott aus dem Blick verliere, da wo ich mich verloren oder vergessen fühle, da, wo ich nicht weiter weiß, da ist es gut, innezuhalten und auf Gott zu vertrauen.

 
Und dann steht Gott neben mir und sagt:“ Ich bin ja da, du gehst nicht verloren“.

 
Und wir beide feiern das Leben.


Pastorin Dorothee Testa Zwischenahn 
 

Glaube und Hoffnung

 

Liebe Menschen in unserem Kirchenkreis! 

Glaube und Hoffnung

Mit diesen Worten ermutigte mich ein Hotelier am Telefon vor Kurzem dabei, dass im Juli eine Reise in sein Haus möglich sein könnte.

Ich war darüber sehr erstaunt und habe mich spontan über seine Aussage gefreut. 
Denn als Pastor bin ich ja quasi Experte für Glaube und Hoffnung.

Doch in dieser besonderen Zeit fällt es vielen Menschen immer wieder schwer, zu glauben und zu hoffen.

Denn das persönliche und gemeinsame Leben werden seit über einem Jahr auf eine harte Probe gestellt.
In den Bereichen Arbeit, Kindergarten, Schule, Sport, Kunst und Kultur hat sich so Vieles verändert.

Homeoffice, Homeschooling und Streaming sind an die Stelle von Arbeiten im Büro, Lernen in der Schule und Besuch von Theateraufführungen, Konzerten oder Fußballspielen getreten. 
Dadurch hat sich das Leben von Kindern, Jugendlichen oder Kulturschaffenden zum Teil um hundert Prozent gedreht gegenüber der Zeit vor dem März 2020.

Dabei ist es doch so wichtig, andere Menschen zu sehen, mit ihnen zu arbeiten, gemeinsam den Unterrichtsstoff durchzugehen oder miteinander Sport und Musik zu machen.  

Zu glauben und zu hoffen geben mir persönlich jedoch immer wieder Kraft und machen Mut, gerade in der momentanen Zeit.  

Als Pastor darf ich den Menschen in der Willehad Kirche in Wahnbek Gottes Wort sagen und mit ihnen gemeinsam darüber nachdenken. Auf dem Foto ist der Altarbereich der Kirche zu sehen.

Am Anfang jeder Predigt am Sonntagmorgen in der Kirche steht der so genannte Kanzelgruß aus dem 2. Korintherbrief. Es ist der Wochenspruch für den Sonntag Trinitatis (30. Mai).
 
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen (2. Korinther 13,13).

Wir stellen uns damit ganz deutlich unter die Gnade Gottes, nehmen seine Liebe auf als miteinander durch den Glauben verbundene Menschen, als Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Darum geht es doch: der Glaube verbindet Menschen. Er stärkt und ermutigt sie. Er schenkt ihnen Fröhlichkeit und Gelassenheit.

Darüber bin ich in dieser so ungewöhnlichen Zeit immer wieder von tiefstem Herzen dankbar.      

Durch das nun endliche voranschreitende Impfen sind hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft wieder mehr gemeinsame Dinge zwischen Menschen möglich: der ungezwungene Besuch bei Freunden*innen, die Gratulation zum besonderen Geburtstag oder zum Hochzeitsjubiläum in der Kirchengemeinde, das Singen in Gottesdiensten oder Andachten.
 
Bleiben Sie und Ihr behütet durch die Gnade unseres Gottes, des Vaters, des Sohnes und des
Heiligen Geistes. Amen.

Pfarrer Gundolf Krauel, Rastede-Wahnbek
 

Von Rätseln und Geheimnissen



Waren Sie schon mal in einem Escape Room? Man wird als Gruppe in einem Raum eingesperrt und hat eine Stunde Zeit, um aus diesem Raum zu entkommen. Dazu muss man viele verschiedene Rätsel lösen, die letztendlich zum rettenden Schlüssel führen. Das ist die Grundidee. Mittlerweile gibt es viele verschiedene Geschichten, die in so einem Escape Room stattfinden. Natürlich gibt es das alles auch im Internet, nicht erst seit Corona. Immer geht es darum, dass Rätsel gelöst werden müssen. Das macht Spaß. Es geht darum genau hinzuschauen, logisch zu denken und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Nebenan sitzt jemand und beobachtet alles. Wenn es gar nicht vorangeht, dann kommen hilfreiche Hinweise aus dem Nebenzimmer. Ziel ist es natürlich ohne diese Hilfen und in möglichst kurzer Zeit alle Rätsel zu lösen. Denn es ist möglich und das weckt den Ehrgeiz es ganz alleine zu schaffen.


Schwierig wird es, wenn man Rätsel mit Geheimnissen verwechselt. Geheimnisse funktionieren völlig anders. Da geht es nicht um Logik. Da kommt es nicht darauf an schlau genug zu sein. Geheimnisse werden anvertraut von einem zum anderen.


Die wesentlichen Dinge des christlichen Glaubens sind Geheimnisse, aber keine Rätsel. Heute ist der Sonntag Trinitatis. Dreieinigkeit bedeutet das. Wir glauben an einen Gott, der sich uns als Vater, Sohn und Geist zeigt. Das wird deutlich im Wochenspruch: "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen." (2. Korinther 13,13) Das steht über jedem Gottesdienst, aber heute ist es explizit Thema. Und was so vermeintlich einfach gesprochen und selbstverständlich im Glaubensbekenntnis bekannt wird, ist bei näherer Betrachtung nicht so einfach zu erfassen.

 

Die Dreieinigkeit ist und bleibt ein Geheimnis Gottes. Ein Geheimnis bleibt ein Geheimnis, unerklärlich. Gott ist einer, aber irgendwie auch drei. Lässt sich nicht begreifen. In der Bibel gibt es auch an keiner Stelle eine ausgestaltete Lehre von der Dreieinigkeit. So ein Geheimnis können wir uns nur schenken lassen. Gott spricht zu uns als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Wir können ihm antworten. Dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Die Adresse ist immer dieselbe. Wir haben es immer mit Gott zu tun. Lassen Sie sich ein auf diesen geheimnisvollen Gott. Lassen Sie sich von ihm beschenken. Sie werden überrascht sein, was dieses Geheimnis alles zu bieten hat.


Ihr Pastor Tim Rathjen
 

„Schaut hin“ 


Das ist das Motto des diesjährigen Ökumenischen Kirchentages, der in Frankfurt am Main stattfinden sollte, auf Grund der pandemischen Lage jedoch vom 13.-16. Mai dezentral stattgefunden hat. Bundes-weit fanden Veranstaltungen verschiedenster Art in den Kirchengemeinden statt, unter anderem auch ein ökumenischer Gottesdienst in der St. Johannes Kirche in Bad Zwischenahn.

„Schaut hin“. Was ist eigentlich schauen? Laut der Definition des Dudens ist „schauen“ ein eher im süd-deutschen Raum gebräuchliches Wort, das so viel wie „sehen“ heißt. Vielleicht ist es auch ein bisschen mehr, ein „Hinsehen“, also ein etwas bewussteres Wahrnehmen.

Sehen oder auch schauen begleitet unser tägliches Tun. Oft passiert es automatisch. Aber wir können auch bewusst hin- oder wegschauen. Beim Ökumenischen Kirchentag schauen evangelische und katholische Christen ganz genau hin. Sie schauen auf das, was sie gemeinsam haben, den Glauben an Gott und Jesus Christus. Es ist aber auch wichtig, genau hinzuschauen, was eventuelle Gemeinsamkeiten verhindert.

An Himmelfahrt startete der Ökumenische Kirchentag. Jesu Jünger schauten zu, wie Jesus gen Himmel fuhr. An den Ort, den er uns auch verheißen hat. An den Ort, der uns nach dem Leben hier auf der Erde verheißen worden ist durch Jesus. Jesus hat uns aber auch verheißen, dass wir hier auf Erden dem Him-mel näherkommen oder schauen können. Den Himmel schauen? Können wir den Himmel schauen? Geht das oder sind das nur Sprüche und generell ein ,,Nogo“?

Ich würde sagen, dass es möglich ist. Es gibt mehrere Beispiele, die mich dazu bewegen, den Himmel schauen zu können. Ich denke an den Himmel, wenn Menschen sich für andere in prekären Situationen einsetzen. Gerade in der momentanen Zeit gibt es viele Menschen, besonders Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger, die versuchen, Patienten zu helfen. Ich denke auch an Schüler:innen , die anderen Schülern:innen bei schwierigen Aufgaben helfen. Ich denke an unsere Eltern, die alles versuchen, damit es uns gut geht, also dass wir den Himmel schauen.

Wir können auch den Himmel schauen oder anderen Menschen dabei helfen, die vielleicht nicht schauen können, aus welchen Gründen auch immer. Jesus selber hat seinen Jüngern immer wieder vermittelt, das sie sich gut umschauen sollen, um anderen Hilfestellung leisten zu können. Oder Gottes Botschaft vom Himmelreich zu verbreiten sowie versuchen ein gutes Miteinander zu schaffen. Jeder von uns hat ein Charisma, eine Gabe, die wir von Gott geschenkt bekommen haben. Diese sollen wir nutzen, um den Himmel zu schauen. Wir sollen aber auch mit diesem Geschenk anderen Hilfestellung geben, auch wenn es nicht einfach ist oder eine Herausforderung darstellt.

So wünsche ich uns allen, dass uns die Sicht in den Himmel nicht verwehrt wird. Lasst uns versuchen gemeinsam den ,,Himmel zu schauen“.

Kreisjugenddiakonin Petra Maczewski, Westerstede
 

Christinnen und Christen sind Teilhaber!


Einige Tage zwischen wichtigen Feiertagen: Himmelfahrt und Pfingsten. Wo ist der auferstandene Jesus Christus - so fragten die Jüngerinnen und Jünger nach den Begegnungen, die es nach der Entdeckung des leeren Grabes gegeben hatte. Diese Begegnungen waren weniger geworden. Jesus Christus ist bei Gott, „aufgefahren in den Himmel“ - so lautete die Antwort in den jungen christlichen Gemeinden. Aber sie machten auch die andere Erfahrung: Irgendwie ist Jesus Christus doch da, seine Worte und Ideen, sein Geist. Ja, der Geist Gottes war und ist inmitten der Gemeinde. In den Gottesdiensten, beim Abendmahl bei den Werken der Nächstenliebe. Der Geist Jesu, der Geist Gottes begleitet und leitet Christinnen und Christen. Das musste gefeiert werden. Pfingsten war und ist das Fest dieser bereichernden Erfahrungen.


Menschen fragen und bitten den Auferstandenen: Wo bist du? Wie kann ich dich erreichen?  Nimm mich wahr! Erhöre mich! (Exaudi!) Der Wochenspruch aus Joh. 12, 32 Christus spricht: "Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ zeigt die Richtung an: Christinnen und Christen haben Teil an der Himmelfahrt Jesu Christi, sie sind wie Jesus Christus nahe bei Gott, sie sind Teilhaber, Miteigentümer, Schareholder am Reich Gottes.


Jesus Christus befähigt seine Nachfolgerinnen und Nachfolger seine Botschaft verantwortlich weiter zu tragen. Christinnen und Christen, die in Wort und Tat die Botschaft Jesu Christi weitertragen, haben dafür Handlungsvollmacht, Prokura.


Auch im 21. Jahrhundert im Ammerland und im Oldenburger Land haben Menschen in den Gemeinden den Auftrag und die Befähigung, die Lehren und die Bedeutung des Lebens, des Sterbens und Auferstehen Jesu Christi konkret mit Leben zu füllen. Und das geschieht vielfältig und unterschiedlich, auch unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie: In Apen und Edewecht, in den Dörfern am Kanal, in Westerstede, Rastede und Wiefelstede. Schön, dass es in den Gemeinden des Ammerlandes so viele aktive Teilhaberinnen und Teilhaber an der Firma des lebendigen Gottes gibt. 

 

Pastor Karsten Peuster, Friedrichsfehn
 

Glauben macht Sinn


„So schlecht geht es uns doch gar nicht!“ Diesen Satz höre ich immer wieder von geduldigen Zeitgenossen, die wahrnehmen: anderen geht es viel schlechter. „Hier auf dem Dorf können wir raus, haben genug Platz, hängen nicht in einer kleinen Mietswohnung fest.“


Nachgefragt, kommen dann auch Einschränkungen zu Tage: „Natürlich vermisse ich die Kontakte, bin manchmal einsam und auch verzweifelt… Mal abschalten, wegfahren wäre schon klasse!“ Dieses Jahr ist nicht spurlos an uns vorbei gegangen.

 
Ich freue mich, wenn ich dankbaren, geduldigen und immer noch optimistischen Menschen begegne. Das ermöglicht dann auch, andere in den Blick zu nehmen, wie es der Monatsspruch für den Mai nahe legt:


Öffne deine Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen! Sprüche 31, 8


Da sind so viele, die gerade aus unseren Blicken gleiten, die nicht gehört werden, still leiden. Ich denke als nur ein Beispiel an Kinder und Jugendliche, für die die Einschränkungen so existentiell sind. Alleine die Frage nach Schulunterricht wird ihren Nöten und Bedürfnissen überhaupt nicht gerecht. Da fehlen die sozialen Kontakte so sehr, Geburtstage bleiben ungefeiert... Was macht das mit ihnen und besonders mit denen in prekären Lebensverhältnissen? Wie andere Menschen auch, Menschen mit Behinderungen sind ein weiteres Beispiel. Verlieren wir die Kinder und Jugendlichen und andere zu sehr aus den Augen?


Als Christ, als Christin mit dem Vertrauen auf Gott im Rücken, kann ich den Schwachen, den Vergessenen in unserer Gesellschaft eine Stimme geben. Als Kirche können wir uns für eben die einsetzen, die keine Lobby haben, nicht gehört werden. Da haben wir eine Aufgabe, die wir nicht von uns schieben können. 


Vielleicht können wir die Welt ja doch ein wenig verbessern.

 
„Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten,
die viele kleine Schritte tun,
können das Gesicht der Welt verändern,
können nur zusammen das Leben bestehn.
Gottes Segen soll sie begleiten,
wenn sie ihre Wege gehn“


Das ist dann nicht nur pflichtbewußte Nächstenliebe. Nein, so kann ich Sinn erfahren, so gewinnt mein Glaube Bedeutung und Gewicht. Für uns als Gemeinschaft, als Kirche, gilt das ebenso: Im Einsatz für die Stummen und Schwachen erfüllen wir unsere ureigentliche Aufgabe. Gott gebe Dir und mir und uns Kraft, Ausdauer und Fantasie dazu!


Pastor Thomas Perzul, Elisabethfehn
 

 

Lobgesang auf einen liebenden Schöpfer

 

Es war sehr gut ...
 
Am Anfang war das Bit. Eine Null oder eine Eins. Jedenfalls das kleinste Element einer Information. Und dieses Bit suchte sich andere Bits. Und siehe da, als acht Bits sich gefunden hatten, wurde daraus ein Byte. Das wiederum war den Bytes nicht genug, und so wurden aus einem Byte, Kilobytes, Mega-, Giga- und Terabytes. Ganze Bibliotheken reihten sich in Ketten von Bits und Bytes aneinander - und die Speicher wachsen und wachsen.
 
Am Anfang war das Wort. Und das Wort war bei Gott. Durch ihn ist alles gemacht und ins Leben gerufen. Jede Zelle, jeder Körper, jeder Geist, jedes Wissen. Alles weist geheimnisvoll auf seinen Ursprung zurück und der Mensch versucht seine Umwelt zu beschreiben.
 
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Und die Erde war wüst und leer,
und es war finster auf der Tiefe;
und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
Und Gott sprach: Es werde Licht!
Und es ward Licht.
Und Gott sah, dass das Licht gut war.

 
Das ist kein wissenschaftlicher Bericht über den genauen Hergang der Entstehung der Welt, keine akademische Ausarbeitung über Gottes Schöpfung. Darum geht es nicht.
 
Die ganze Heilige Schrift beginnt mit einem großen Lobgesang auf den, der alles erschaffen hat. Wie ein Gedicht mit sieben Strophen; jede Strophe beschreibt ein Tageswerk, folgt einem bestimmten Rhythmus. Die gleichen Wendungen werden immer neu wiederholt - wie in einer Liturgie: Gott spricht. Gott schafft. Es wird bestätigt, dass es tatsächlich geschehen ist. Gott gibt jedem Tageswerk seine Bestimmung und seinen Namen. Und schließlich heißt es am Ende: Da ward aus Abend und Morgen ein weiterer Tag. In der Regel wird jedes Mal hinzugefügt: Gott sah, dass es gut war, ja, am Schluss sogar, dass alles sehr gut war.
 
Es wird mehr angedeutet als ausgeführt. Viele Fragen bleiben offen. - Wer immer diese Verse niedergeschrieben hat, will keine naturkundlichen Erkenntnisse aus breiten. Er weist auf ein großes, ein wunderbares Geheimnis hin, nämlich: Die Welt ist nicht aus Zufall entstanden, sondern Gott selbst hat sie erschaffen.
 
Um das zu formulieren, bedient sich der Autor ganz unbefangen der wissenschaftlichen Kenntnisse seiner Zeit. Vielleicht um 700 vor Christus trägt er eifrig zusammen, was er finden kann. Dabei achtet er nicht auf eine schlüssige Theorie; er rühmt allein den, der alles geschaffen hat.
 
„... und siehe, es war sehr gut.“ - So endet dieser Text über Gottes Schöpfung. Die bedrohliche Finsternis ist zurückgedrängt; Licht kann seine Lebenskraft entfalten.
 
Das, was am Anfang war; Tohuwabohu, nämlich „wüst und öde“, ist jetzt eine bewohnbare Erde.
 
Gott sagt:
„Fürchte dich nicht,
ich habe dich erlöst,
ich habe dich bei deinem Namen gerufen.
Du bist mein!“

Das ist seine Liebeserklärung.
Die Welt hat eine gute Ordnung und sie zu bewahren ist Aufgabe der Geschöpfe.
Alle beginnen und beschließen das Leben auf dieser Erde unter Gottes Fürsorge.
Am Anfang war die Liebe ...
 
Pastor Achim Neubauer, Edewecht
 

„Alles neu macht der Mai…?“

 

„Alles neu macht der Mai…?“ 

Wochenandacht von Pfarrer Cornelius Grohs

 

„Schön wärs“, höre ich mich selber seufzen. Vielleicht zieht ja zumindest der Impfquotient in den kommenden Wochen noch einmal kräftig an, damit das Licht am Ende des Pandemie-Tunnels endlich näherkommt. Eine exponentielle Steigerung der Geimpften! Das wäre doch mal eine tolle Nachricht!

Klar, natürlich fühle ich auch die weiche Frühlingsluft der milderen Tage, sehe das explodierende Grün an Büschen und Bäumen, aber alles neu…, schon im Mai…?

Da fällt mir doch eher so manches ein, was sich eingeschliffen hat in den vergangenen Wochen und Monaten. Vielleicht kennen Sie das auch?

Gewohnheiten, die eigentlich nicht guttun, und auf denen wir so automatisch weiterrollen als wären es Straßenbahnschienen. Oder ein ständiges Gefühl von Erschöpfung und Überforderung und die wütende Sehnsucht, dass dieser Corona-Mist endlich mal vorbei ist.

Der aktuelle „Wochenspruch“ liest sich wie ein Kommentar zum angeblich „neumachenden“ Mai. Paulus schreibt diesen ziemlich steilen Satz im 5. Kapitel seines zweiten Briefes an die Gemeinde in Korinth: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“

Stimmt irgendwie. Da war doch noch was. Mein Glaube. Naja, auch der hat in letzter Zeit seine Lockdown-Phasen. Sicher, manchmal spürte ich schon die Kraft durchzuhalten, weiterzumachen. Aber so vollmundig wie das bei Paulus anklingt mit der „neuen Schöpfung“, das wirkt irgendwie doch auch ein wenig übertrieben für meine nüchtern-nordwestdeutsche Ohren.

Wobei - irgendwie lockt es mich auch. Wozu nenne ich mich denn schließlich „Christ“, engagiere mich, zahle Kirchensteuer…? Ich will doch auch was davon „haben“, mal ganz ungeschützt gesagt.

Neulich, auf der Suche nach diversen Unterlagen, fiel mir das Familienbuch mit den Taufeintragungen in die Hände. Das bin ich ja auch - getauft. Und dafür gibt es sogar Zeuginnen und Zeugen und eine schriftliche Beglaubigung. Wie hatte das jemand noch mal formuliert?

In meiner Taufe wurde ich von Christus liebevoll „vereinnahmt“, wurde mir mit Wort, Wasser, Geist und schwarz auf weiß noch einmal versichert: Christus hat sich mir dir verbunden.

Willkommen in Gottes Freundeskreis!

Echt jetzt, das gilt! Das „Neue“ von dem Paulus spricht muss ich mir also gar nicht selbstoptimierend abzwingen. Es ist schon da und fließt zu mir, wenn ich es zulasse. Klar, das habe ich schon so manches Mal erlebt.

Letztlich ist es mit dem Glauben wohl so wie mit jeder Beziehung. Sie lebt, wächst und prägt mich, indem ich mich für den anderen öffne und sie einfach lebe. Und damit rechne, dass Gott tatsächlich „Neues“ schafft, mitten im Gewohnten. Durch das kurze Gebet am Morgen, wo ich meinen Tag innerlich an Gott abgebe. Oder ein „Gruß von oben“ aus dem Losungsbüchlein. Einen Moment der Stille mitten am Tag. Ein „Hindenken“ zu Gott in einer kniffligen Situation. Oder wenn ich mich richtig ärgere und dann diese leise Einladung höre, meine Umgebung und besonders auch manche Menschen einmal probeweise mit Gottes Augen anzusehen.

Das schenkt mir manchmal eine gute Portion Rückenwind oder zumindest eine Brise Hoffnung und Barmherzigkeit.Für mich selber und für meine Mitmenschen.

Ok! Der Mai kann kommen. Vermutlich wird nicht gleich alles neu, aber ich könnte mich ja mal wieder öffnen - für die „Erneuerungsmomente“ von oben…

Pfarrer Cornelius Grohs

Ostern ist ein Weg

 

Was ist das doch für eine schreckliche Zeit! Die letzten Tage werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Ich habe ihn so geliebt und nun ist er nicht mehr da. Was musste er sich quälen! Diese Schmerzen, diese Demütigung, dieser qualvolle Tod! Ich konnte nur danebenstehen und nicht tun, nichts tun, um es ihm leichter zu machen.


Als er dann tot war, spürte ich es umso heftiger. In mir ist etwas mit ihm zusammen gestorben. Ich war nicht mehr ich. Ich habe immer gedacht, dass ich mit ihm noch eine tolle Zukunft vor mir hätte, Träume, Wünsche waren so lebendig ... - nun sind sie zerplatzt. Abschied nehmen musste ich von ihnen und noch mehr von ihm. Doch auch das wurde uns schwer gemacht. Was war das für eine Beerdigung? Schnell sollte es gehen, kaum jemand war dabei. Ich hätte ihn so gerne noch einmal berührt, ihm gesagt, was ich noch mit mir rumtrug - in Ruhe Abschied genommen. Doch es musste ja schnell gehen.


Zuhause mochte ich nicht sein, mich zog es wieder dorthin zu seinem Grab. Ich wollte mit ihm reden, klären, was zwischen uns offengeblieben war und ihm meinen Frust sagen, meine Enttäuschung, dass er nicht genug gekämpft hatte ... - doch vor allem wollte ich in seiner Nähe sein, auch wenn es nur sein Leichnam war, der da in diesem Grab war.


Wie groß war mein Schreck, als ich auf den Friedhof kam. Das Grab war offen! Vielleicht geschändet? Wer tut so etwas? Ich holte mir Hilfe, rannte zu Freunden, meinen und seinen Freunden. Sie sollten mitkommen. Sie sollten Licht ins Dunkel bringen. Doch sie konnten es auch nicht erklären.


So blieb ich allein vor dem Grab sitzen und weinte und weinte und konnte nicht mehr aufhören. Es tat so weh. Es war so verwirrend, schmerzlich, dunkel. 


Doch dann wurde ich geblendet und von zwei Personen angesprochen. Sie wollte wissen, was mit mir los sei, warum ich denn weine, fragten sie. Eigentlich ging es diese Fremden ja nichts an, doch tat es gut, sich alles von der Seele zu reden. „Er ist weg! Er ist nicht mehr da! Man hat ihn mir genommen!“ schrie ich. 
Noch einer war da, ich dachte, es sei der Friedhofsgärtner und bat ihn mir zu helfen. -
Doch dann veränderte ein einziges Wort mein ganzes Leben - nur ein einziges Wort: „Maria!“


Maria - das bin ich! Ich dachte diese Maria gab es nicht mehr - nicht mehr seit seinem Tod.

 
Doch ich bin noch da. Da ist jemand, der mir sagt: Du bist noch da! Du, Maria!


Aus diesem gesprochenen „Maria“ höre ich noch viel mehr heraus, denn ich kenne diese Stimme. Diese Stimme sagt mir:

 
„Maria, ich bin da - ich bin für dich da.

 
Ich fühle deinen Schmerz. 


Ich verstehe dich. 


Ich kenne dich.

 
Maria, ich lebe und du sollst auch leben!“


Auf einmal verstehe ich, erkenne ich. 
Voller Liebe und mit erwachter Hoffnung antworte ich meinem Jesus: 


„Rabuni! Du bist mein Meister!“ Jetzt kann mein Leben neu beginnen!


Doch nicht nur meines. Die anderen sollen es auch hören und selbst erleben.

 

Jesus ist lebendig und darum auch seine Ziele für uns und diese Welt.


Ich bin lebendig.


Ich breche jetzt auf, mache mich auf, auf den Osterweg und bin jetzt schon gespannt, wo der Auferstandene mir noch begegnen wird.


- nach dem 20. Kapitel des Johannesevangeliums

Eine lebendige und gesegnete Osterzeit wünsche ich Ihnen,
Pastorin Birgit Grohs, Rastede
 

Erfahrungen mit Ostern

 

Liebe Leserinnen und Leser,

was bedeutet Ostern für Sie, was ist Ihnen wichtig an diesem Fest? Suchen Sie ruhig einmal nach guten, kostbaren Erinnerungen, die Sie mit Ostern verbinden. Solch ein Erinnerungsschatz darf gerne einmal wieder ans Tageslicht geholt werden, er kann auf diese Weise auch die diesjährigen stillen Ostertage in ein helles Licht tauchen.  

Ostern ist für mich verbunden mit Erfahrungen, die ich im Laufe meines Lebens machen durfte. Es sind zum einen heitere Erinnerungen, als meine eigenen Kinder noch klein waren und zusammen mit vielen Kindergottesdienstkindern in unserem großen Pfarrgarten am Ostersonntag nach dem Gottesdienst Ostereier suchten. So gesehen hat Ostern für mich immer auch etwas Lebensfrohes; die Osterfreude über das große Heil der Auferstehung drückt sich heiter spielerisch aus.

Ostererfahrungen sind für mich aber auch noch in anderer Form spielerischer Natur. Es sind Erfahrungen mit den besonders ergreifenden Gottesdiensten unserer Religion, wie sie – in den Jahren ohne Pandemie - zum Beispiel in der Osternacht gefeiert werden. Schon oft habe ich am Ostersonntag frühmorgens in der zunächst dunklen Kirche die Osternacht mitgefeiert, dieses andeutende Nacherleben dessen, was Auferstehung meint: den Durchgang vom Tod zum Leben, gottesdienstlich dargestellt im Aufstrahlen des Lichtes in der dunklen Kirche, das von der Osterkerze ausgeht. Wenn dann der Choral "Christ ist erstanden" nach dem Osterevangelium angestimmt wird, läuft mir stets ein Schauer durchs Gemüt und eine Ahnung von Ewigkeit ergreift mich. Ostern, das zentrale Fest des Christentums, ist eben vor allem gottesdienstlich zu erleben. Man kann lange über das Leben nach dem Tode oder die Möglichkeit des leeren Grabes diskutieren, prägend ist der gottesdienstliche Mitvollzug dessen, was wir Ostern nennen. Eine Ahnung solcher Erfahrungen mag uns hoffentlich auch ergreifen, wenn wir in diesem Jahr einem Gottesdienst eher auf dem Bildschirm folgen oder zu Hause mit unserem Gesangbuch eine Andacht feiern.

Eine dritte österliche Erfahrung möchte ich nicht unerwähnt lassen. Sie begleitet mich durch das Jahr auch über die eigentliche Osterzeit hinaus. Es ist ein Bild: die Darstellung des auferstandenen Christus auf dem Isenheimer Altar des Matthias Grünewald. In einem Urlaub im schönen Elsass vor vielen Jahren habe ich es in Colmar erstmalig als Original gesehen. Es hat meine Gedanken und Gefühle über das, was Ostern und Auferstehung wohl andeuten mögen, ganz tief geprägt. Ich habe es meinen Zeilen beigefügt, um auch Ihnen die Möglichkeit der Betrachtung zu ermöglichen. Dazu möchte ich gerne eine Einladung aussprechen: Nehmen Sie sich Zeit, betrachten Sie das Bild und lassen Sie es auf sich wirken. 

Ich wünsche Ihnen, liebe Leser*innen, österliche Erfahrungen in unserer Zeit, vielleicht bereichert durch die Betrachtung dieses einzigartigen Osterbildes. 
Gesegnete Ostern!


Friedgard Möllmann, Pfarrerin in Wiefelstede
 

#7WochenmitallenSinnen


So hieß die Passionsaktion der Evangelischen Jugendarbeit Ammerland. Jede der 7 Wochen haben wir uns mit einem Sinn beschäftigt. Ja, es gibt nur 5 Sinne, also mussten wir ein wenig tricksen. Neben dem Sehen, Riechen, Hören, Schmecken und Fühlen haben wir dann noch Denken und Glauben mit dazu genommen. Unsere Gedanken zu  #Glaubthin möchte ich hier gerne mit Euch teilen:


Glauben ist doch kein Sinn, oder? 
Ich bin mir da nicht so sicher, was Glauben wirklich ist, aber bei einem bin ich mir sicher!
Glauben macht Sinn!


Markus 9, 23
Jesus sagte zu ihm: »Was heißt hier: ›Wenn du kannst‹? Alles ist möglich für den, der glaubt.«


„Alles ist möglich für den, der da glaubt.“ – Einfach so dahingestellt, ist dieser Satz Größenwahn. Wer ihn wörtlich nähme, würde schnellstens an der Realität zerbrechen. Es liegt auf der Hand, dass nicht alles möglich ist. Auch mit noch so viel Glauben kann ich nicht über Häuser springen oder durch Wände gehen. Einfach so dahingestellt, ist der Satz eine maßlose Übertreibung.


Jesus hat solche Übertreibungen geliebt. Auch Jesu Satz, dass ein Kamel leichter durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher ins Himmelreich kommt, spricht für Jesu Freude an der Übertreibung. Denn hätte er nicht übertrieben, wäre sein Gleichnis längst vergessen worden. 

„Alles ist möglich für den, der da glaubt.“. –Jesus übertreibt mit Zuversicht, weil die meisten Menschen dazu neigen, mit Verzagtheit zu übertreiben. Kleinglauben nennt Jesus das. Er attestiert solchen Kleinglauben seinen Jüngern, als sie auf dem See Genezareth in einen Sturm geraten und vor Angst nicht mehr ein und aus wissen. Dies Übertreiben in Verzagtheit können wir zur Zeit auch wieder überall wahrnehmen. Die sozialen Medien machen es möglich und erleichtern dies sogar noch. Man findet schnell mehrere Menschen, die mit einstimmen. Ja die Zeit ist nicht leicht und wir können auf der Spirale der Negativität abwärts gehen und uns immer mehr aufgeben, aber ist das unser Glaube?


Das Hauptproblem sind mangelndes Gottvertrauen, der Kleinglaube, die Verzagtheit und Gedanken wie „Das ist zu schwer für mich!“ - „Das schaffe ich nicht!“ - „Es wird nie wieder gut“ 

Ich fühle mich oft weit entfernt von der Möglichkeit etwas zu bewirken und zu verändern. Ich habe keine Macht und keinen Einfluss, auch wenn mich andere Menschen dazu ermutigen. Das heißt aber auch, in dem Moment traue ich Gott nichts zu, der ja mit meiner Hilfe die Welt verändern möchte. 


Wenn ich Kinder erlebe, leiden die meistens nicht an Verzagtheit und Kleinglauben. Einige von denen können sogar ganz schön kühn sein und durchaus forsch auftreten. Aber der Mut des Lebensanfangs kann einem im Leben leicht verloren gehen. Schlechte Erfahrungen und Krisen kommen von alleine.

 
Und dann ist es wichtig, dass man mehr für möglich hält, als einem die Verzagtheit einflüstert. Dann muss sich der Glaube bewähren.


„Alles ist möglich für den, der da glaubt.“–Jesus sagt diesen Satz zu einem Vater, dessen Kind krank ist. Den Glauben an seine Heilung hat der Vater längst verloren –und doch hofft er für sein Kind auf eine gute Zukunft. Als der Vater des kranken Jungen Jesus trifft, kann er nur stammelnd seine Bitte vortragen: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“ Und Jesus heilt das Kind und sagt jenen wuchtigen Satz voller Gottvertrauen: „Alles ist möglich für den, der da glaubt.“ 


Damit wir unseren Mut und unsere Zuversicht immer behalten – damit wir den Glauben an die Zukunft und das Gottvertrauen auch in Krisen nie verlieren – dafür ist dieser Satz da! Also lasst uns auf die Spirale der Zuversicht aufspringen und sie nach oben gehen!


Marco Folchnandt, Kreisjugenddiakon – marco.folchnandt@ejo.de 
 

„Hinaus aus dem Kreis(en)!“

 

Ich fahre gern Fahrrad. Wie wohl viele Ammerländer* innen auch. Im Alltag geht´s

damit zur Post, zum Bäcker und auch zu Besuchen. So ist mein sonnengelbes Fahrrad

in Petersfehn auch einigermaßen bekannt.

Im Sommer gehe ich auch gern auf größere Tour. Mit der Familie und Zelt nach

Österreich, Italien oder in die Schweiz. Ich liebe die Berge.

 

Und ich liebe das Moor, Wälder und Felder! Wie gut, dass das hier alles so direkt vor

der Tür liegt. Seit letztem Jahr habe ich dieses Stück Gottes wunderbarer Schöpfung

noch mehr schätzen gelernt!

 

So schließt sich in diesen Wochen ein Kreis. Ich erinnere mich noch genau an

meine erste kleine Radtour im ersten Corona-Lockdown. Einfach mal raus. Durch

den Wold ging es bis irgendwann zum Engelsmeer. Das Wasser ruhig. Die ersten

Knospen sprangen gerade auf. Das Sonnenlicht noch sanft - konnte aber schon

wärmen. Viele Male bin ich in diesem Jahr erneut dort vorbei gefahren. So viele kleine

Radtouren, einfach mal so am Abend, habe ich vorher nie gemacht. Neben all

den Entbehrungen ein Geschenk dieses Corona-Jahres. So sah ich die Birken im

Moor im sommergrün, den Wald mit der Färbung der Blätter, trübes Grau im Spätherbst

und Eis auf dem See. Selten vorher habe ich den Wechsel der Jahreszeiten in

der Natur so bewusst erlebt, wie in diesem Jahr. Immer dabei der Gedanke: „So lange

dauert Corona nun schon. Immer noch bist Du unterwegs.“ Nun beginnt es wieder

zu grünen. Ein Jahr ist vergangen. Der Kreis schließt sich. Das stimmt einerseits.

Denn an Manchem hat sich ja nichts verändert. Immer noch Kontaktbeschränkungen.

Immer noch Homeschooling. Immer noch kein Kino. Und doch geht es ja weiter.

Durch Tests und Impfungen tun sich Perspektiven auf: neue Wege raus aus

dem Kreis. Mich erinnert das an Ostern. Mit der Auferstehung durchbricht Jesus

letztlich den ewigen Kreislauf von Leben und Sterben. Mit der Auferstehung gibt

es eine neue Perspektive. Sie ist für mich das Zeichen: Etwas Neues kann beginnen,

so dunkel und aussichtslos es auch vorher war. Auferstehung lenkt den Blick auf nie

gedachte Möglichkeiten. Gegen alle Realität und schlechten Nachrichten brauchen

wir die Hoffnung nicht verlieren. Statt immer im Kreis zu fahren ist ein neuer Anfang

möglich, ein Ausbruch, ein Aufbruch!

 

Die Knospen springen wieder auf. Für mich ein Zeichen österlicher Hoffnung! In diesem

Jahr um so mehr.

 

Pastorin Daniela Ludewig-Göckler

Petersfehn

Wenn das Gespräch abgebrochen ist… 


Jahrelang war der Kontakt zwischen den beiden Brüdern abgebrochen. Erbstreitigkeiten! Das Recht des Erstgeborenen hatte er sich ergaunert. Den schon sterbenden Vater hatte er betrogen, um den Segen des Erstgeborenen zu erschleichen. Da blieb nur noch, den Kontakt zur Familie abzubrechen.

 
Nun steht aber ein Wiedersehen nach vielen Jahren an. Voller Angst und doch voller Vertrauen in Gottes Führung bereitet er sich auf diese Begegnung vor. Versöhnung sucht er, wiedergutmachen will er. Dafür ist ihm nichts zu teuer. Die Erfahrungen der zurückliegenden Jahre haben ihn zur Einsicht geführt. Das Leben soll wieder geordnet sein. So einen Streit hält man vielleicht einige Jahre aus. Aber soll solch eine Missstimmung der Schlussakkord des Lebens sein? Gestärkt durch das Gebet wagt er die Begegnung mit seinem Bruder. 
Im Dunkel der Nacht macht er sich auf und lässt die Familie erst einmal zurück. Die Angst vor der Begegnung lässt ihn die Einsamkeit suchen.

 

Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. Und als er sah, dass er ihn nicht übermochte, schlug er ihn auf das Gelenk seiner Hüfte, und das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde über dem Ringen verrenkt. Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.

 

Bis zum Schluss bleibt nicht klar, wer in diesem Kampf siegt. Erst am Ende wird erkennbar, dass Jakob mit Gott gekämpft hat. Und Jakob sprach: Ich habe Gott von Angesicht gesehen, und doch wurde mein Leben gerettet.


In der Einsamkeit der Nacht beginnt das Grübeln. Da ringt er mit der Angst vor der Begegnung mit seinem Bruder. Da ringt er um das Vertrauen zu Gott. Übermächtig und erdrückend scheint die Angst zu sein. Soll er lieber ausbrechen aus dem Plan? Lieber alles so lassen, wie es ist. Vielleicht hilft Gott ja doch nicht, und dann bringt mich mein Bruder um… Wer gewinnt? Die eigene Angst, der Zweifel? Oder doch das Vertrauen, dass Gott da ist und hilft?


Ähnliche Fragen und Zweifel kennt fast jeder Mensch. Eigentlich will man glauben. Und dann gibt es Erfahrungen, die es einem schwer machen, da muss man um den Glauben ringen, manchmal auch in der Einsamkeit.

 

Jakob lässt in diesem Ringen Gott nicht los. Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. Du hast es versprochen! Und Gott segnete ihn daselbst (…) Und ihm ging die Sonne auf; und er hinkte an seiner Hüfte.


Der Kampf hat ihn gezeichnet. Aber er geht gesegnet und gestärkt daraus hervor. Ihm geht die Sonne auf. Er kann der Begegnung mit dem Bruder entgegensehen.

 

Die Versöhnung zwischen den Brüdern gelingt: Esau lief ihm entgegen und herzte ihn und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Und sie weinten. (1. Mose 32 und 33)

 

Pastorin Dorothea Herbst, Apen
 

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